Dienstag, November 22, 2005

Ich hasse Charles de Gaulle

Also nicht ihn persönlich, sondern den nach ihm benannten Flughafen. Da fliegt man in aller Frühe nach Paris – oder vielmehr, man versucht früh zu fliegen. Stattdessen zicken die Tickets, weil sie sich beim beliebten „Quick Check in“ nicht einlesen lassen. Also zum normalen Check in, wo eine Schlange von ca. 40 Leuten mit Gepäck wartet. Boarding startet in zehn Minuten und man ist noch nicht durch die Sicherheitskontrolle. Egal. Gutes zureden und genervte Blicke in Kauf nehmend schnell vorgedrängelt, einchecken, nur um festzustellen, dass man sich zu Gate 32 (am hintersten Ende) begeben muss. Auf zur Sicherheitskontrolle, heute piepst auch mal nix und die Schuhe darf man auch anlassen. Puh. Hechten zum Gate, Boarding läuft und rein in die Maschine, wo gerade die Stimme des Piloten folgendes verkündet:

„Meine Damen und Herren, wir müssen leider das Flugzeug noch einmal betanken und bitten deswegen diejenigen Fluggäste, die sich schon angeschnallt haben, den Gurt wieder zu lösen. Dies ist beim Betanken Vorschrift.“

Falls mir jemand den Sinn dieser Vorschrift erklären kann, wäre ich dankbar, denn ich hab sie nicht verstanden. Dann endlich am Platz, anschnallen ist auch wieder erlaubt. Boarding completed, tönt es in der Kabine. Gleich geht’s los! Denkste! Nächste Durchsage: In Paris ist Nebel und deswegen können wir in Frankfurt noch nicht los. Na super. Geschlagenen 45 Minuten später rollt der Vogel endlich zur Startbahn.

In Paris drehen wir liebevoll Warteschleifen. Ergebnis: 1 h 30 m zu spät. Ab ins Taxi und in die Innenstadt zum Termin. Natürlich sind alle schon da – nur wir sind zu spät. Vier Stunden Termin und dann muss der erste weg, weil er seinen Flug erwischen muss. Irgendwie unbefriedigend, denn meine Liste der zu klärenden Punkte ist noch nicht abgearbeitet. Der Kollege aus Frankreich meint: „Das war doch ein sehr produktiver Termin.“ Wie meinen? Ja vielleicht wenn ich nicht 5 Stunden gebraucht hätte, um an einem vierstündigen Termin teilzunehmen. Also wieder ins Taxi zurück zum Flughafen. Apropos: Mit dem Auto durch Paris ist für mich immer wieder ein Erlebnis, verbunden mit der Erkenntnis – hier werde ich nie selbst Auto fahren.

Dreißig Minuten später pünktlich am Flughafen. Auf der Anzeigetafel leuchtet hinter meinem Flug folgendes Wort auf: Annulé. Begründung der netten Dame auf Nachfrage: Wegen des Nebels. Hm. Ob der sich eine Stunde später gelichtet hat? Ich liebe es, wenn mich Leute für dumm verkaufen. Die Flüge nach München starteten im übrigen. Liegt wahrscheinlich daran, das die Münchner mit ihrem Moorflughafen nebelgeprüft sind. Die nächste Maschine soll erst 1h 30m später gehen – diese 90 Minuten Verspätung schon den ganzen Tag bringen mich noch um. Also rumlümmeln am wunderschönen Flughafen, Charles de Gaulle – und ja, diese Bemerkung ist ironisch gemeint. Dieser Flughafen verströmt den Charme einer Vorort-Müllkippe. Natürlich hatte auch diese Maschine Verspätung. Und natürlich drehten wir dann in Frankfurt 30 Minuten Kreise. Ende vom Lied: Ich war um halb zehn zu Hause. Und das alles wegen eines Termins der vier Stunden lang war. Das nenn ich mal effektiv ...

Montag, November 21, 2005

Was war’s schön letzte Woche

Anstrengend, aber schön. Irgendwie bin ich dauernd unterwegs und komm nicht zum Schreiben. Meist sind Geschäftsreisen ja nützlich. Wie zum Beispiel letzte Woche in Budapest. Wunderschöne Stadt (siehe sehr reduzierte Auswahl der Fotos) sofern ich das nach den zwei Stunden Freizeit am Freitag sagen kann.



Und sehr nette Leute. Außerdem hatte ich nach den drei Tagen Aufenthalt nicht das Gefühl, dass die Zeit verschwendet war – im Gegenteil, ich bin zuversichtlich, dass wir tolle Ergebnisse erzielt haben. Und wenn ich das sage, mag das schon viel heißen.

Aphrodite das „Clubrestaurant“ befand sich im übrigen genau gegenüber meines Hotels und erregte die Aufmerksamkeit der mitreisenden Herren. Ich fand ja den Begriff "Clubrestaurant“ sehr nett. Beim Blick auf die Fotos der Damen, die am Eingang hängen (die Fotos, nicht die Damen), stellt sich einmal mehr die Frage, wie man den Begriff Restaurant doch ausdehnen kann. Aber egal, Aphrodite war der „running Gag“ für die nächsten drei Tage. Und nein, ich habe andere Restaurants für den Abend vorgezogen. Bevor jemand fragt.

Dienstag, November 15, 2005

Emails – kommunizieren leicht gemacht

Gibt man telefonisch seine Emailadresse durch, können hin und wieder Fehler entstehen. Vielleicht nuschelt man einfach beim Telefonieren oder die Verbindung ist schlecht. Soll ja Vorkommen. Ärgerlich, wenn man dann Anrufe von Personen bekommt, die sich darüber aufregen, dass man sich auf eine Mail nicht gemeldet hat. Da wühlt man sich schon mal gern durch seine Mails, sortiert nach Name des Absenders oder Absenddatum – aber nichts zu finden. Man beruhigt die Person am Telefon, dass wohl irgendwas schief gelaufen sein muss.

„Ja ja, Sie wissen schon, die verdammte Technik. Fluch und Segen zugleich.“

„Sie haben die Mail vor sich? Ja, ich weiß, ist sicher nicht Ihr Fehler gewesen.“

„Ach, dann senden Sie sie doch einfach noch einmal. Ja, ich gebe Ihnen die Adresse noch einmal durch.“

„Ja, ich buchstabiere.“ Und zwar mit Bedacht.

Wenn einen dann 10 Minuten später die weitergeleitete Email erreicht und man auf die Mailadresse der verlorenen Mail von vor zwei Wochen schaut entdeckt man dann folgendes:

Lieschen.mueller@muellerdotcom

Hm. Anglizismen im Sprachgebrauch sind halt nicht jedermanns Sache.

Montag, November 14, 2005

3, 2, 1 – deins

Ich hasse Ebay. Naja, nicht wirklich. Aber wie ätzend ist das, wenn man einen Artikel 8 Tage beobachtet und dann eine halbe Stunde vor Ablauf mit wachsender Anspannung vor dem Rechner sitzt, um zu beobachten, ob der Preis steigt. Die Hände werden kalt, das Herz klopft während man sich gedanklich schon ausmalt, was man mit dem Gegenstand der Begierde alles anstellen möchte. Nein, noch werden keine Männer über Ebay versteigert – ich rede von einem Schrank. Oje, ich bin genau so geworden, wie die Leute, die ich ansonsten nur mit einem bedauernden Lächeln bedenke – wie erschreckend! Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Ich bin bescheuert.

Aber mal ehrlich, wenn dann irgendein Witzbold sein Gebot 30 Sekunden vor Schluss abgibt und den Preis in schwindelerregende Höhen treibt, könnt ich in mein Keyboard beißen. Vor allen Dingen dann, wenn ich auf meine Enter-Taste hämmere, weil ich denke, ich könnte mit meiner lächerlichen 20 Euro Erhöhung noch was ausrichten. Ich hasse Ebay. Nein, eigentlich hasse ich Ebayer! Jawoll! Euch alle zu Hause, die ihr mir meinen Feierabend mit unnötigen Geboten versaut und auch noch gewinnt. Geht unter und erstickt an eurem ersteigerten Kram.

Da mach ich nicht mehr mit, dann kauf ich mir die Sachen halt im Laden. So! Ich lösch meinen Account und dann kann mich Ebay mal. Und die ganzen Ebayer auch!

Hm. Obwohl... Ich hab da noch einen wunderschönen Jugendstilschrank in meiner Beobachtungsliste. Vielleicht hab ich ja beim nächsten Mal Glück?

Montag, November 07, 2005

Frauen ab 40

„Also Frauen ab 40, die will doch keiner mehr. Lieber was knackiges so um die 25, die sind auch viel aufgeschlossener.“

Sprach der 45-Jährige Beachboy-Verschnitt mit blonder Föhnwelle, kleinem Wohlstandsbäuchlein und leichten Hängebäckchen.

Ach so. Da bin ich aber froh, dass wir das geklärt haben.

Feiertage

Montag, der 31.10.2005 im wunderschönen Hessen.

Kollege 1: „Wie, heute ist ein Feiertag?“

Kollege 2: „Na ja, nicht bei uns aber in einigen anderen Bundesländern schon.“

Kollege 1: „Hä? Welcher Feiertag ist denn heute?“

Kollege 2: „Reformationstag.“

Kollege 1: „Scheiß Katholiken!“

Ein Hoch auf Martin Luther, der Kampf gegen die römisch katholische Kirche vor 500 Jahren hat sich echt gelohnt! Wäre die Antwort Halloween gewesen, ich glaube, das wäre auf mehr Verständnis gestoßen.

Sonntag, November 06, 2005

Es ist Wochenende

Eigentlich ist es das Ende des Wochenendes - aber egal. Es war nett, ich bin gut drauf und deswegen heute ein Gedicht:


Ich träum dich

Will dich fassen, dich berühren,
will dich in meiner Nähe spüren.

Mit meinen Fingerspitzen
die Linien deines Gesichts nachzeichnen,
nie mehr von deiner Seite weichen.

Lass mich von deinen Lippen trinken,
in der Unendlichkeit deiner Augen versinken.

Der Rhythmus deines Herzschlags
fordert mich auf zum Tanz,
will mich verlieren in diesem Lichterglanz.

Benebelst meine Sinne,
hüllst mich ein in ein Meer voller Sonnenflecken,
selbst wenn ich wollte,
könnt mich vor dir nicht verstecken.

Könnte diese Umarmung nur ewig bestehen,
die Zeit für diesen Augenblick ewig still stehen.

Meine Sehnsucht träumt dich zu mir zurück,
für einen kurzen Moment voller Erfüllung und Glück.

Freitag, November 04, 2005

Wir brauchen ein neues Motto!

Die Arbeitgeber machen sich Sorgen. Das liegt an der Fürsorgepflicht, die sie ihren Mitarbeitern gegenüber haben. Just heute warnt der Dieter Hundt, seines Zeichens Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), vor weiteren Jobverlusten. Nein, nicht im Arbeitgeberverband.

Die Rede ist natürlich vom einfachen Angestellten. Der Deutsche an und für sich, leidet unter Faulheit, überzogenem Sicherheitsdenken, exorbitanten Ansprüchen und dem absurden Bedürfnis nach sozialer Absicherung.

Alles viel zu starr, sagt der Hundt, und fordert mehr Flexibilität. Seiner bescheidenen Meinung nach, sind die Arbeitnehmer bereit, zum Schutz ihrer Arbeitsplätze länger zu arbeiten. Die Forderung nach 70 Stunden hält er übrigens für leicht überzogen.
Kündigungsschutz? Sozialistischer Firlefanz, verhindert nur Arbeitsplätze. Die Lohnnebenkosten? Viel zu hoch, so kann man keine Arbeitsplätze schaffen. Lohnerhöhungen? Nein, das nennt sich jetzt Lohnzurückhaltung! Renten? Die sollen sich mal auf Nullrunden in den nächsten Jahren gefasst machen.

Also gut, das Wirtschaftswunder sind wir alle. Wir sind ja bekanntlich auch Deutschland. Deshalb schlage ich mal folgendes vor:

  1. Ab morgen beginnen wir mit dem neuen Motto: Frage nicht was deine Firma für dich tun kann, frage was du für deine Firma tun kannst!
  2. Wir alle verzichten ab nächsten Monat auf die Hälfte unseres Gehalts, um die hohen Lohnnebenkosten etwas abzufedern. Ich setz dann schon mal einen Brief an meinen Vermieter auf, dass ich die Miete um die Hälfte kürze, weil ich meinen Arbeitgeber unterstützen muss – ach was sag ich, ich unterstütze den Staat, die Gesellschaft, uns alle!
  3. Wir alle verzichten ab sofort auf unseren Kündigungsschutz und zeigen etwas mehr Engagement indem wir mindestens 60 Stunden in der Woche arbeiten. Vor 60 Jahren war das eine normale Arbeitswoche. Ihr Arbeitgeber wird Ihnen das sicherlich danken.

Diese Maßnahmen in Kombination mit der immer schlechter werdenden Gesundheitsversorgung haben dann auch den Vorteil, dass die Arbeitnehmer wieder früher aus dem Leben scheiden, was wiederum die Rentenkasse entlastet.

Na, klingt das nicht vernünftig? Das die Leute aber in allen Vorschlägen auch immer nur das Negative sehen. Unglaublich so etwas!

Donnerstag, November 03, 2005

Geiz ist nicht geil und Manager handeln vorausschauend!

Die Telekom macht satte Gewinne in Milliardenhöhe. Die Börse freut sich, der Aktienkurs steigt. Hört sich doch prima an – für die Aktionäre.

Besonders aber freue ich mich, dass die Telekom vorausschauende Manager wie Kai-Uwe Ricke hat. Zitat: „Viele unserer Probleme werden zurzeit noch überdeckt“, sagte Ricke. „Aber wenn wir sie heute nicht lösen, können sie uns morgen schon umbringen.“

Recht hat er. Als Manager muss man auch mal langfristige Pläne machen. Und da er sehr zukunftsorientiert ist, weiß er, dass er in den nächsten Jahren in bestimmten Geschäftsbereichen wahrscheinlich ein Minus machen wird. Deswegen, so die grandiose Idee, spart er in den nächsten drei Jahren 32.000 Arbeitsplätze bei der Telekom ein.

Sicher ist sicher – sonst mosern die Aktionäre.

Sozialverträglich natürlich.

Mitarbeiter die gern mal etwas mehr Bargeld auf dem Konto haben möchten, tauschen ihren Arbeitsplatz gegen eine einmalige Zahlung der Telekom und Hartz IV ein. Außerdem gibt’s Altersteilzeit und vorgezogenen Ruhestand. Bei letzterem würde ich als T-Mitarbeiter allerdings aufpassen, der Hundt fordert gerade Nullrunden für Rentner – aber das nur am Rande. Aber praktisch ist so ein Vorruhestand schon, weil man gleich die ganzen über 50 Jährigen mit den viel zu hohen Gehältern loswerden kann. Immerhin sollen ja auch 6.000 Leute in anderen Bereichen eingestellt werden. Also jetzt mal keine unnötige Panik verbreiten. In Wahrheit schafft die Telekom nämlich Arbeitsplätze und holt die jungen arbeitslosen Akademiker von der Straße.

Schon jubelt die Börse! Allerdings nur kurz, bis findige Analysten zu bedenken geben, dass Abfindungen und vorgezogener Ruhestand ja auch eine Menge kosten. Jetzt wollen einige ihre Prognosen korrigieren. Also zurück an die Rechenschieber meine Herren.

Der Kai-Uwe sagt derweil, am Stellenabbau sei nichts zu rütteln – man verliere zur Zeit pro Monat 100.000 Kundenanschlüsse an die Konkurrenz. Und außerdem sei diese Internettelefonie nebst den Konkurrenten, die die Preise drücken, daran schuld. Ein Hoch auf die freie Marktwirtschaft und auf den sparsamen Endverbraucher!

Leute da hilft nur eins: Umdenken! Geiz ist nicht geil!

Ihr habt kein Geld für den Festnetzanschluss und telefoniert kostenlos dank Skype? Das ganze am besten noch ohne T-Online Anschluss? Pfui, schämt euch! Das grenzt schon fast an Sozialschmarotzerei...

Alle müssen sparen. Die Endverbraucher bei den Telefonkosten, die Telekom bei den Arbeitskräften. Und wenn dann die arbeitslosen Jung-Akademiker eine Festanstellung beim Magenta Riesen haben, können die sich auch einen Festnetzanschluss leisten und müssen nicht mehr „skypen“. So ist das nun mal.