Montag, August 25, 2008

Brot, Spiele & Quartalszahlen

Wie wunderbar, dass die halbe Welt nun darüber diskutiert, wo die Games.com oder die Games Convention in 2009 stattfindet und wie wunderbar, wie viel Leute sich bereit erklären, nach Leipzig zu fahren. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich lt. einer Umfrage über 80 % der Branche doch definitiv für Leipzig ausgesprochen hat. Ein Jammer nur, dass die 80 % einen Marktanteil von 5 % haben – nun gut, dass war vielleicht etwas grob geschätzt.

Zitat:

Einer Umfrage des Instituts für Marktforschung Leipzig zufolge, die auf der diesjährigen Messe durchgeführt wurde, stimmt die Mehrheit der Branche und Besucher für die Fortführung der GC in Sachsen. Lediglich zehn Prozent der Aussteller befürworteten einen Ortswechsel nach Köln. Unter den Fachbesuchern teilten 13,2 Prozent diese Meinung. Auch die große Mehrheit der Privatbesucher sprach sich mit 82,1 Prozent der Stimmen für die Fortführung der Messe aus. „Das Bild ist eindeutig“, kommentierte Messechef Marzin die Umfrage-Ergebnisse.

Blabla! Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast und vor allen Dingen, traue nicht den Befragten auf einer Messe, die eigentlich zum letzten Mal stattfindet. Die beantworten solche Fragen nämlich auch gern mal unter dem Aspekt: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ Ende 2009 erinnert sich ohnehin keiner mehr so genau daran, wer denn nun eigentlich für Leipzig stimmte.

Nun gibt es natürlich verschiedene Betrachtungsweisen, die man heranziehen könnte, die eine wirtschaftlicher, die anderer moralischer Natur. Unnötig zu erwähnen, welche man heutzutage auswählt, das Ergebnis steht ja auch schon fest. Köln ist sicher unter dem Aspekt einer Endverbrauchermesse eine gute Wahl, die mehr Besucher versprechen wird. Wobei ich meine, mich dunkel zu erinnern, dass das Games.com Konzept nicht unbedingt auf Endverbraucher ausgerichtet sein sollte – aber ich täusche mich ja auch mal gern. Für das international anreisendes Klientel macht nun der Standort Köln oder Leipzig nicht wirklich einen Unterschied, umsteigen werden sie wohl so oder so müssen, da dürfte wohl eher Frankfurt Zielflughafen sein. Die Messe Köln hat sich in den vergangenen Jahren ja eher schwer getan, mit Spielemessen und erst recht damit, eine solche aufzubauen. Wenn die Besucherzahl allerdings die 100 k übersteigen, kann man sich wohl wieder vorstellen, eine derartige Messe auch in Köln auszurichten, da ist man flexibel.

Schade ist so etwas, bedenkt man, dass kleinere Messen wie Leipzig oder Essen Spielemessen ausrichten und groß machen – aber wie jetzt im Falle von Leipzig – beim Gelingen nicht damit belohnt werden auch langfristig vom Erfolg und der eigenen Arbeit zu profitieren. Die Lorbeeren ernten die anderen. Und auch, das angeblich nur 10 % der Aussteller Köln statt Leipzig bevorzugen hilft hier wenig, wenn es sich hierbei um die Global Player handelt. Sein wir ehrlich, Leipzig mag kämpfen, aber ohne die Aussteller ist der Kampf eher aussichtslos, denn auch die kleinen Studios, Entwickler und Publisher werden dorthin gehen, wo die Großen spielen und dies wird nun mal Köln sein. Abzuwarten bleibt, ob die ganzen Besucher, die jetzt sagen „Ja Mensch, da geh ich nach Leipzig, die haben’s verdient“ – auch wirklich nach Leipzig fahren und sich in einem Jahr von heute noch daran erinnern. Ich glaube es nicht, aber ich lass mich ja gern überraschen.

Es ist schade. Es scheint aussichtslos, auch wenn die Leipziger der Absage des Verbandes mit ihrer sonntäglichen Pressemitteilung den Kampf erklären. Wird es etwas nutzen? Ich fürchte nein. Ist das gerecht? Nein, ist es nicht, aber wenn eine Branche zur Wirtschaftsgröße avanciert, geht’s nicht mehr um Moral, Gerechtigkeit und Anstand, sondern schlichtweg um den schnöden Mammon. Wir reden zwar von Spiel, Spaß & Unterhaltung, letztendlich geht es jedoch einmal mehr nur um Quartalszahlen. Mal sehen, wer am Ende den größten Gewinn einstreicht.

Keine Kommentare: