Montag, Oktober 23, 2006

Denkwürdig menschlich

Ich stelle immer wieder fest, dass meine verschiedenen Gemütszustände wahrscheinlich schon tausende Menschen vor mir gehabt haben - es spiegelt sich wider in Bildern, Liedern und Büchern.

Das beruhigt im ersten Augenblick.

Bei näherer Betrachtung jedoch, stellt sich etwas Trauer darüber ein, dass die Menschheit im allgemeinen seit tausenden von Jahren scheinbar nichts dazu gelernt hat. Zwangsläufig führt dieser Gedanke dann zu der Frage: "Warum sollte sich heute etwas ändern?"

Die Antwort habe ich noch nicht. Jedoch würde sie heute Abend wohl so ausfallen:

"Daran wird sich nichts ändern - alles bleibt, wie es ist und schon immer war."

Morgen früh sieht das wieder ganz anders aus. Resignation ist nicht meine Sache! Außerdem kann man einen Umstand nicht ändern, wenn man ihn einfach akzeptiert. Andererseits wäre es vielleicht auch eine Form der Intelligenz, sich einzugestehen, dass sich wirklich nichts ändert. Schließlich haben sich daran schon wirklich große Denker versucht. Mehr oder weniger erfolgreich. Außerdem hätte ich vielleicht mehr Zeit für andere Dinge und müsste sie nicht darauf vergeuden, über das Unabwendbare nachzudenken.

Das Dumme daran ist, dass man einen bereits gedachten Gedanken nicht einfach wieder löschen kann.

Meine Großmutter hätte dazu gesagt: "Kind, denk nicht soviel nach, dass bringt doch nichts."

Das erinnert mich an eine Begebenheit mit ihr, als ich ca. 6 Jahre alt war und ihr mit voller Überzeugung - und nicht ohne einen gewissen Stolz über die gewonnene Erkenntnis - erklärte, dass Gott meiner Meinung nach nicht im Himmel wohnt, sondern in jedem Menschen hier - dabei zeigte ich mit der Hand auf die Brust - tief drinnen ist. Sie schaute mich einen Moment schweigsam an und sagte dann:

"Das erzählst du besser keinem in der Schule, das behalten wir schön für uns."

Manchmal neige ich dazu, zu denken, dass sie wirklich weise war.

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