Ja, wir stecken mitten im „Jahres-End-Geschäft“. Auch ein schönes Wort. Für viele geht’s nun darum, den Jahresbonus zu erreichen, damit im Januar auch kräftig die Kasse klingelt. Wie das alles genau funktioniert, erkläre ich beim nächsten Mal. Für heute komme ich zurück auf Dr. Josef Ackermann, weil ich finde, der Schweizer Chef der Deutschen Bank ist eine faszinierende Persönlichkeit.
Wir halten kurz fest: Der Herr Ackermann zeichnet sich als Manager vor allen Dingen dadurch aus, dass er die Gewinne seines Unternehmens erhöht. Und zwar stetig, sozusagen jährlich. Und wenn er vorgenannte Gewinne erhöht, dann erhöhen sich auch seine privaten Einnahmen. Wie auch immer, der Mann verdient nicht schlecht. Soll er ja auch nicht – so rein prinzipiell. Wer viel leistet, soll auch viel verdienen.
Die Frage, ob es sich rechtfertigt Tausende von Mitarbeitern zu entlassen, wenn ein Unternehmen Gewinne einfährt, nur um die Gewinne für das nächste Jahr zu maximieren, mögen die Betriebswirtschaftler beantworten. (Aber bitte denkt euch mal was neues aus, statt immer nur das ewige "wir müssen für die Zukunft gewappnet sein"). Das wirtschaftliche Sachverhalte, vorgenannt vor allen Dingen die Gewinnmaximierung, nichts mit Moral zu tun haben, ist ja auch nicht neu und hinreichend bekannt. Herr Ackermann selbst sagte wohl einmal:“Wer sich nicht darauf einstellt, wie die Welt funktioniert, wird niemals erfolgreich sein.“ Recht hat er!
Und eines muss man ihm auch zu Gute halten, zumindest steht er zu seinen Verdiensten, andere hochrangige Manager wie Herr Wiedekind halten sich da Gentleman like sehr bedeckt. Ich spare mir an dieser Stelle auch die detaillierte Aufzählung der Leistungen eines Herrn Dr. Ackermann. Ein Gericht hat entschieden, dass Herr Ackermann im Mannesmann Prozess keine Schuld nachgewiesen werde konnte. Ach nein, pardon. Ich vergaß, eigentlich gab es ja kein Urteil und man einigte sich auf eine Geldstrafe. Egal, wird schon alles seine Richtigkeit haben, wenn man den Gerichten hier im Lande schon nicht mehr vertrauen kann, ja wem denn dann? Und überhaupt schwere Untreue ist ja schon immer ein Kavaliersdelikt gewesen, sei es nun im privaten wie auch im geschäftlichen Bereich. Das von Herrn Ackermann gezeigte „V-iktory“ Zeichen, war denn auch nur eine Bekundung zur Nähe der jugendlichen Klientel der Deutschen Bank.
Wenn Herr Ackermann nicht gerade mit Restrukturierungsmaßnahmen bei der Deutschen Bank beschäftigt ist, dann hat er sicher als Aufsichtsrat bei Siemens einiges zu tun. Oder man wird Gastprofessor an der London School for Economis. Man will ja schließlich auch etwas weitergeben von seinem Wissen.
Und wenn dann am Ende des langen Tages das Image ein wenig gelitten hat, dann bekommt man vielleicht für seine Verdienste an der Menschheit noch einen Preis verliehen. Gestern erhielt Herr Dr. Josef Ackermann vom American Jewish Commitee(AJC) eine Auszeichnung in New York klick mich.
Herr Dr. Ackermann „wurde von dem AJC für sein langjähriges Engagement für gesellschaftliche Verantwortung und Diversity sowie seine beruflichen Erfolge ausgezeichnet.“
Was die beruflichen Erfolge angeht, die nachweislich vorhanden sind, kann ich noch folgen. Ob man den Begriff Diversity bei der Deutschen Bank nicht übersetzen wollte, ist mir nicht so ganz klar. Meinte man jetzt die Vielfalt seiner Tätigkeiten? Oder sein mannigfaltiges Charakterbild? Und jetzt mal ehrlich, sein langjähriges Engagement für gesellschaftliche Verantwortung? Hat der PR Verantwortliche vergessen uns das in den letzten Jahren mitzuteilen? Frei nach der Grundregel jeglicher PR: Tue Gutes und rede darüber? Ich bin entsetzt. Vielleicht war der aber auch nur bei den vielen Entlassungen der letzten Jahre dabei und man hat versäumt, den Job neu zu besetzen.
Im Übrigen finde ich auch sehr nett, dass die Frankfurter Oberbürgermeisterin Herrn Dr. Ackermann zur Verleihung in New York begleitet hat. Sie hatte dort sicher auch noch einige Termine, die man gut mit einem Weihnachtsbummel verbinden kann. Doch zurück zur Verleihung. Herrn Dr. Ackermann wurde an diesem Abend der Lehman Award verliehen und auf der Medaille stehen folgende Worte:
"There is a cause for all who believe in the brotherhood of man and the blessedness of justice." ("Für alle, die an Brüderlichkeit und den Segen der Gerechtigkeit glauben, gibt es ein berechtigtes Ziel.")
Dabei ist die Arbeit des AJC durchaus ehrenwert, da es neben dem Kampf gegen den Terrorismus und Antisemitismus, zum Beispiel auch für soziale Gerechtigkeit und die Wahrung der Würde des Menschen eintritt.
Der Segen der Gerechtigkeit – darüber denk ich jetzt noch einmal ein wenig nach, die besinnliche Zeit des Jahres beginnt ja auch gerade erst. Morgen ist der erste Advent, die Weihnachtssaison hat offiziell begonnen. Dann mal konsumfreudige Tage bis zum heiligen Feste.
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