Montag, Dezember 03, 2007

Journalisten sind der verlängerte Arm der PR

Kleiner Scherz! Bitte nicht gleich steinigen. Ich weiß ja, dass hier einige Journalisten lesen und die mögen mir die fiese Headline verzeihen. Wer mich kennt, weiß ja genau, dass ich sehr viel Wert auf guten Journalismus lege.

Aber aufgrund aktueller Vorkommnisse, muss ich nun leider auch einmal meinen Kommentar zu dieser Zweckbeziehung PR-Mensch/Journalisten loswerden. Als Journalist hat man es heute sicher nicht immer einfach. In den Redaktionen wird fröhlich der Headcount reduziert, aber der Umfang der Zeitungen/Magazine wird ja nicht weniger. Eine der Basisarbeiten des Journalismus, nämlich die Recherche, bleibt heute dank Zeitmangel auch mal gern auf der Strecke - ich persönlich finde, es gibt nichts schlimmeres, denn unfundiertes Palaver gibt es wahrhaftig genug. Doch zurück zum Thema. Weiterhin ist man natürlich gerade wenn man direkt über Produkte berichtet, wie zum Beispiel im Bereich Spiele, Hardware oder Automobile, auf den Hersteller angewiesen.

Und dann passiert folgendes:

Auf der einen Seite steht immer der Hersteller, der natürlich der Meinung ist, das Beste Produkt aller Zeiten zu haben - und selbst wenn er nicht der Meinung ist, wird er diese mit voller Inbrunst vertreten. Auf der anderen Seite steht ein Journalist, der die Pflicht hat, seine Leser relativ unvoreingenommen über die Qualität der Produkte zu informieren. So weit, so gut. Man kann nun darüber streiten, ob die Methoden, die einige Zeitschriften anwenden, um objektive Testergebnisse zu präsentieren, wirklich hilfreich und objektiv sind. Man kann auch darüber diskutieren, dass viele Tests - aller Test-Objektivität zum Trotz - nicht doch manchmal subjektiv ausfallen. Man kann und sollte darüber diskutieren, ob Unternehmen zu viel Einfluß auf Journalisten und Verleger haben, weil sie vielleicht von den geschalteten Anzeigen abhängig sind. Und genau hier kommen wir an dem Punkt an, der eigentlich nicht sein sollte.

Wenn ein Journalist ein Produkt testet und zum Ergebnis kommt, dass das Produkt totaler Müll ist, dann sollte er das auch sagen können. Natürlich nur unter der Prämisse, dass er das auch nachvollziehbar erklären kann, journalistische Allmachtsfantasien haben in Reviews nämlich in der Regel nichts zu suchen.

Komisch wird es natürlich dann, wenn der Journalist wegen einer schlechten Rezension gefeuert wird.

Editor fired over Kane Lynch Review

Jetzt stellt sich mir als Leser eigentlich ja nur noch eine Frage: Wie zuverlässig sind Reviews von Magazinen, die ihre Redakteure feuern, wenn die Review-Scores leider nicht mit dem Anzeigenvolumen in die Höhe schnellen?

Ach, ich mag eigentlich gar nicht drüber nachdenken.

Ich möchte an dieser Stelle auch gern einmal darauf hinweisen, dass ich in meiner Jugendzeit mit dem Gedanken gespielt habe, Journalist zu werden. Warum wollte ich das? Natürlich nicht, weil man als Journalist so viele nette Geschenke bekommt. Nein, ich wollte das, weil ich irgendwann natürlich "All the Presidents Men" gesehen habe. Es hatte ein bisschen etwas mit Revolution zu tun, damit ein wenig aufsässig zu sein, aber vor allen Dingen damit, dass es Dinge gibt, die man nicht durchgehen lassen darf. Investigativer Journalismus ist sicher nicht immer so aufregend wie beim Duo "Woodstein", aber es erfüllt einen Zweck. Nämlich den, dass in einer Demokratie vielleicht jeder versuchen kann, die Allgemeinheit zu bescheißen, dass es aber eine einigermaßen neutrale Instanz geben sollte - und das war glaube ich auch einmal die Idee der Pressefreiheit - die Produkte, Taten, Geschehnisse oder was auch immer von allen Seiten beleuchtet.

Und was ist daraus geworden? Ein großes Geschäft der Eitelkeiten und Finanzer. Ach, nu bin ich frustriert...

Zum Abschluss:

"Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, nu! Packen wir es an!

Tanne hat gesagt…

Die Henne? Das Ei? Und klar, ich pack's gern an.^^