Dienstag, September 09, 2008

Hallo Herr Kaiser!



Ich fühle mich irgendwie kaiserlich veräppelt. Woran mag das liegen? Im Jahre 2007 wurde ihnen das Siegel „Deutschlands kundenorientierteste Dienstleister 2007“ verliehen.

Glückwunsch!

Wobei ich mich frage, wie man das schafft, wenn man eigentlich außer der 0180-Nummer keinen Berater in ihrem Unternehmen zugewiesen bekommt. Die Briefe, die von ihrem Unternehmen an den Versicherungsnehmer – das bin in dem Fall ich – geschickt werden, sind zumindest handschriftlich unterschrieben.

Das sieht ungefähr so aus:




Ach Pardon, stand auf dem Kopf. So ist’s richtig:




Netterweise steht auch kein getippter Name mehr drunter – aber man kann ja die 0180-Nummer anrufen. Also kommuniziere ich fröhlich über den Versicherungsmakler, den Sie mir zugewiesen haben, nachdem die Mitarbeiterin, die mir den Vertrag verkaufte vom Erdboden verschwand. Der Makler sitzt in Hamburg. Das ist ungefähr 550 Km nördlich von mir. Langsam beginne ich mich zu fragen, woran sich der Begriff „kundenorientierter Dienstleister“ nun wirklich orientiert. Aber hey, was weiß ich schon.

Ich will ja gar nicht auf den jahrelangen Schriftverkehr mit ihrem Unternehmen eingehen, bleiben wir doch mal bei der letzten Aussage.

Ich habe eine zurzeit stillgelegte Versicherung, in die ich bis dato ca. 4390 Euro eingezahlt habe. Laufzeit bis 2034. Wenn ich diese Versicherung jetzt auflöse, bieten Sie mir einen Rückkaufswert in Höhe von 152 Euro an.

Hm. Lassen Sie mich kurz überlegen. Haha! (<-Dies soll Ausdruck meines wahnsinnigen Gelächters sein!)

Scheint mir ein schlechtes Geschäft für mich zu sein. Abgesehen davon, dass in meiner letzten Police ein Rückkaufwert von 1694,18 zum 1.5.09 angeben ist. Aber diese Angaben kann man wohl getrost auch in der kaiserlichen Pfeife rauchen, denn der Wert hat sich von der ersten Police die ich erhielt (01.12.08 – Rückkaufswert 2817,19 EUR) bis heute stark vermindert.

Also Plan B: Ich lasse die Versicherung bis 2034 weiterlaufen und zahle Ihnen monatlich einen Betrag von 17,54 EUR. Ohne Zinseszins und ohne das Geld großartig angelegt zu haben ergibt sich daraus dann eine Summe von 5560,18 EUR.

Dies würde einen eingezahlten Betrag von 9950,18 EUR ergeben und sie bieten mir daraus resultierend eine garantierte Auszahlung von 6,827,00 EUR.

Hm.

Oder aber ich bekomme eine lebenslange Rente in Höhe von garantiert 25 EUR.

Uh.

Sie werden verstehen, dass mein Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, mein Geld gewinnbringend anzulegen, gerade einen empfindlichen Dämpfer erhalten hat.

Ich gehe davon aus, dass die 3123,18 EUR dann Ihr Honorar sind. Also im Jahre 2034. Immerhin knapp über 30 %. Nun verstehe ich nicht ganz, wenn Sie 30 % des Betrages nach 26 respektive 30 Jahren für sich einstreichen, warum ich zum jetzigen Zeitpunkt nur 152 EUR für meine bereits eingezahlten 4390 EUR bekommen soll. Wenn ich mal großzügig bin und 30 % von dem Betrag rechne – was sich immer noch als Frechheit empfinde – käme da immerhin eine Rückzahlung von 3073 EUR heraus. Für mich, nicht für Sie Herr Kaiser.

Ja, ich glaube auch, ich bin kaiserlich versichert. Und egal wie die Geschichte auch immer ausgehen mag, mit Sicherheit zum letzten mal bei Ihnen Herr Kaiser!

Denn bevor ich bei Ihnen noch mal eine Versicherung abschließe, stell ich mich lieber in Frankfurt auf die Zeil und verbrenne das Geld öffentlichkeitswirksam - ich weiß zwar noch nicht für was, aber da fällt mir sicher etwas ein.

Oder ich kauf mir von dem Geld ein Zugticket und fahre nach Hamburg und verbrenne meine Scheine vor ihrem Büro. Vorher ruf ich allerdings noch bei Axel Springer an und beklage den Untergang der Gerechtigkeit und wie der "kleine Mann heutzutage von den großen Firmen beschissen wird". Da kann dann ihr Pressesprecher auch sicher wieder was nettes sagen, aber sein sie gewappnet, ich hab sicher auch eine Menge zu sagen und seien Sie versichert (Ach, welch Wortwitz!), ich werde an Theatralik nicht sparen.

Zum Abschluss ein Zitat ihres Pressesprechers:

„Kundenorientierung ist ein zentrales Kriterium für den Markterfolg“, so Rainer Möller, Pressesprecher der Hamburg-Mannheimer. „Daher freuen wir uns besonders über die hervorragende Platzierung. Wir nehmen die Auszeichnung als Bestätigung und auch als Ansporn, weiter an unserem Kundenservice zu feilen.“

Der Mann weiß wovon er redet, vielleicht sollte ihm mal einer im Unternehmen zuhören.

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