Freitag, August 10, 2007

16V und drei schwarze Haare

Manchmal muss man nicht weit reisen, um seltsame Menschen oder Begebenheiten zu sehen. Ich habe zumindest heute eine dicke, schwarzhaarige Frau beim Metzger gesehen. Daran ist soweit nichts besonderes, mag jetzt manch einer denken. Dicke Menschen mit schwarzen Haaren, gibt’s nu wirklich wie Sand am Meer. Stimmt. Aber die Details. Es war sehr voll im Laden, ich musste also lange warten und hatte nicht nur Gelegenheit über meinen Einkauf nachzudenken.

Neben mir stand diese Frau; blass war sie, dicklich mit leichtem Vorbiss, der ihre großen Schneidezähne leicht über ihre wulstige Unterlippe schob. Ihre weiße Bluse spannte genauso wie ihre beigefarbene Strickjacke, die sie trug. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, wohl in Erwartung der zu kaufenden Schweineschwarten. Ich schätzte sie auf 45 – aber vielleicht war sie auch jünger. Begleitet wurde sie von ihrer schweinsäugigen Tochter, derer Gesicht die Bezeichnung Pfannkuchen wirklich verdient hatte, wobei die Engelslöcken, die ihr Gesicht einrahmten, im krassen Gegensatz zu ihrer Körperstatur standen. Ich stand also neben dieser Frau und konnte meinen Blick weder von ihren strähnigen, schwarzen Haaren noch von ihrer schlechtsitzenden Kleidung abwenden. Abgerundet wurde das Bild nur noch von einer blassen, kleinen Warze auf ihrer Wange, die, wären dort nicht drei schwarze Haare entwachsen, kaum aufgefallen wäre. Doch diese drei Haare waren es eben, die sich in mein Gedächtnis brannten. Sie standen in ihrem Gesicht wie drei Schweineborsten, die man vergessen hatte abzuflämmen. Die Tochter mit den kleinen Augen war wohl erst um die elf, aber man konnte eine Vorstellung davon haben, welche Ausmaße sie in 20 Jahren haben würde. Dann vielleicht nicht mehr mit der enganliegenden Adidas Jogginghose und den Turnschuhen über die die Haut und Speckfältchen ihrer nicht mehr zu sehenden Knöchel quoll. Unwillkürlich kam mir der Gedanke, was wohl im Himmel passieren würde, wenn die Engel soviel Übergewicht hätten. Aber schon waren sie dran und der Einkauf von Leberwurst, Leberkäse und Bratwürstchen im Speckmantel schritt munter voran. Dann verlor ich die zwei aus den Augen, weil ich die nächste in der Reihe war.

Auf dem Heimweg fuhr ich dann dankenswerterweise diesem Typ mit dem 16V Turbo Opel hinterher, den ich in den Kurven auch locker zu Fuß überholt hätte. Aber wahre Macht zeigt sich ja erst dadurch, die Kraft und Schnelligkeit unter dem Hintern zu haben und zu wissen, ich könnte schneller, wenn ich nur wollte. Und genau deswegen fährt man einen Wagen, der 16 Liter auf drei Meter verbraucht. Für diesen einen Moment, der offensichtlich nicht an einem Freitagnachmittag stattfinden kann.

Aber ansonsten war es eigentlich ein recht schöner Tag.

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