Mittwoch, Oktober 19, 2005

Es geht auch anders

Gestern Abend hatte ich ein nettes Gespräch mit einem sehr interessanten Geschäftsmann, den ich nun schon seit einigen Jahren kenne. Er ist Amerikaner und hat seit über 30 Jahren sein eigenes Unternehmen. Ist nicht sehr groß, aber erfolgreich genug, um 30 Jahre lang im Business zu bleiben.

Wie das eben so ist, wenn man sich nur zweimal im Jahr sieht, wird natürlich auch gefragt, ob denn die Geschäfte gut laufen.

„Ja, die laufen gut für unsere Firma, aber die Atmosphäre ist leider nicht mehr so schön.“

„Warum?“

„Meiner Meinung nach, weil das Management die Angestellten sehr schlecht behandelt.“

Daraufhin grinste er und sagte: Ach, meine Angestellten hassen mich auch, dass ist doch normal, wenn man der Chef ist. Ich habe da ein ganz einfaches Motto im Umgang mit meinen Angestellten: It’s my way or the highway! (Für diejenigen die kein englisch sprechen, dass heißt soviel wie: Entweder wir machen es so wie ich sage oder du kannst gehen.)

Ich zog ungläubig eine Augenbraue hoch und antworte ihm: Ja sicher!

Danach hab ich ihn gefragt, wie er sich denn dann erklären würde, dass seine Angestellten schon so lange Jahre bei ihm arbeiten. Daraufhin zuckte er mit den Schultern und meinte, das könne er sich auch nicht erklären. Außerdem wäre das in Amerika ja alles ganz anders, seine Angestellten hätten keine Arbeitsverträge. Er beliebt, des öfteren solche Scherze zu machen. Und fuhr dann weiter fort, dass er ja schon einige Anwärter hätte, die er gern loswerden möchte. Ehrlich, fragte ich zurück, warum schmeißt du sie nicht einfach raus? Ja, sagte er, das wäre so: Einer seiner Mitarbeiter wäre zum Beispiel sehr langsam. Den könnte er für bestimmte Arbeiten einfach nicht einsetzen. Deswegen hätte er für ihn Aufgaben gesucht, die er ganz gut erledigen würde. Aber alles was etwas Schnelligkeit erfordert, nein, das würde einfach nicht gehen.

Daraufhin musste ich lachen und sagte ihm, dass sich diese Vorgehensweise für mich auch eindeutig nach „It’s my way or the highway“ anhören würde.

Ja, antwortete er daraufhin etwas verschmitzt, er glaubt auch nicht, dass seine Firma mal ein großer Konzern wird.

Nein, das glaub ich auch nicht. Aber ich denke, es ist auch absolut nicht notwendig.

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