Sonntag, Oktober 09, 2005

Teamwork-Heuchler, der Weg zum Erfolg

Teamwork heißt so, weil das Team die Arbeit macht, sozusagen alle zusammen. Sicher. Sie sind nicht Mitglied eines Teams, sie sind Teamleiter! Und als Vorgesetzter wollen sie ihren Mitarbeitern natürlich das gute Gefühl vermitteln, dass ihre Ideen, ihre Arbeit und nicht zu letzt auch ihre Mitarbeiter selbst etwas Wert sind. Alles Unfug werden sie jetzt sagen, aber es hat Vorteile Mitarbeiter in wichtige Projekte einzubeziehen, vor allen Dingen, wenn ihnen selbst das nötige Fachwissen fehlt.

Also, wollen sie Karriere machen, befolgen sie folgende Ratschläge:

  1. Meeting einberufen
  2. Präsentieren sie ihre „große Idee“ ihren Mitarbeitern
  3. Lauschen sie der Erfahrung ihrer Mitarbeiter und machen sie sich unauffällig Notizen
  4. Beenden sie das Meeting, nachdem sie genug Ideen gesammelt haben und ziehen sie sich mit ihrer Ideensammlung in ihr Büro zurück
  5. Geben sie ihrer Idee ein Gesicht mit einer Powerpoint-Präsentation und bauen sie stichwortartige die Fakten ein, die ihre Mitarbeiter ihnen netterweise überlassen haben
  6. Berufen sie zwei Tage später wieder ein Meeting ein, um nun die Aufgabenbereiche zu verteilen
  7. Achten sie darauf, dass sie die Aufgabenbereiche entsprechend der Ideen der jeweiligen Mitarbeiter verteilt werden. Das gibt den Mitarbeitern das gute Gefühl, dass sie ihnen zugehört haben
  8. Überwachen sie nun nur noch die Fortschritte der Mitarbeiter



Wird das Projekt ein Erfolg verkaufen sie dies als ihre alleinige Leistung an die nächst höhere Management- Etage, sie werden sehen, die glauben ihnen. Und schon wieder einen Schritt weiter auf der Sprosse der Karriereleiter. Bravo! Auf diese Art und Weise können sie übrigens auch Projekte leiten, ohne die geringste Fachkenntnis von der Materie zu haben. Und das gute daran wird sein, ihr Chef hält sie für den Mann/ die Frau für alle Fälle!

Sollten die Mitarbeiter allerdings schon beim Vorstellen ihrer neuen revolutionären Idee ihre Zweifel ob der Durchführbarkeit anmelden, wischen sie diese einfach beiseite. Regt sich doch Widerstand, ziehen sei ihren Joker, die „Vorgesetzenkarte“ – das hilft immer. Die meisten kennen das noch aus ihrer Jugendzeit aus Diskussionen mit den Eltern, die zwangsläufig auch gern mit den Worten endeten: „Solange du die Füße unter meinem Tisch hast, ... (hier kann nun eine beliebige Forderung eingesetzt werden.) Hilft gar nichts mehr, lenken sie einfach ab, indem sie von großen Erfolgen bei ihrer ehemaligen Firma erzählen („Damals bei xy haben wir mal ein ähnlichen Projekt ausgearbeitet...“). Machen sie sich keine Gedanken, falls sie vorher in der Pharmabranche tätig waren und nun für eine Fitnesskette arbeiten, Marketingideen sind übertragbar.

Sollte das Projekt trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen misslingen, gibt es für die Besprechung mit dem Chef noch einige Punkte, die sie beachten sollten:

  1. Rechtfertigen sie sich nicht, denn sie haben ja das Beste getan. Rückschläge gehören zum Business.
  2. Zählen sie alle Projekte auf, die sie gleichzeitig betreuen müssen und das ihnen deswegen nichts weiter übrig bleibt, als sich auf ihre Mitarbeiter zu verlassen. (Mit etwas Glück impliziert das ihrem Vorgesetzten, dass sie leider einige unfähige Mitarbeiter haben.)
  3. Erzählen sie glaubwürdig, dass ihnen auch schon aufgefallen ist, dass etwas schief läuft, sie aber schon geeignete Maßnahmen ergriffen haben.
  4. Versichern sie ihrem Chef, dass er/sie sich keine Sorgen machen müsste.

Mit etwas Glück wächst einfach Gras über die Sache und sie suchen sich ein neues Projekt, mit dem sie glänzen können.

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